Orgel- und
Harmoniumwerkstatt
Thomas Reilich
Pedalharmonium:
Schiedmayer Pianofortefabrik, Stuttgart, Bj. ca. 1890

Angefangen hat alles im April 2008, als ich mich, getrieben vom Holzwurm, dazu entschließen musste, das bis dato lagernde Instrument zu zerlegen und gegen die Nager zu behandeln.

In den beiden Bildern sieht man den Gehäusedeckel, welcher - wie auch das restliche Gehäuse - strak ramponiert war. Nachdem alle Holzschäden repariert waren, wurde die Schellackoberfläche am gesamten Instrument aufpoliert und teilweise neu aufgebaut.

Die Balganlage wurde schon mehrfach geflickt. Zuletzt war jemand auf die Idee gekommen die marode Scharnierung der Balgfalten unter Verwendung von viel Weißleim mit Leinenbändern zu überkleben. Ergebnis: alles steif und brüchig!!

re: Bis sich wieder alles einwandfrei bewegen lies und glänzte, zogen einige Tage (bzw. Wochen) ins Land.

Nach der Frischekur arbeiten die Schöpfer wieder seidenweich und der Magazinbalg ist wieder dicht.

Da das Instrument verm. gleich mehrere Wasserschäden erlitten hat, präsentierte sich auch die metallerne Mechanik in entsprechend angegriffenem Zustand.

Hier sieht man die Windlade beim Zerlegen auf der Hobelbank. Wie durch ein Wunder waren die Wasserschäden hier fast spurlos vorüber gegangen. Nur kleinere Risse an unproblematischen mussten gerichtet werden.

Sämtliche Ventile wurden ausgehoben, zerlegt, gereinigt, neu belegt und wieder eingebaut. Auch die Zungen wurden ausgebaut und gereinigt.

Blick auf die Oktavkoppeln während der Demontage....

...und während des Wiedereinbaus. Alle Filz- und Lederteile an diesem Instrument wurden erneuert.

Die Pedalklaviatur war ein harter Brocken. Bedingt durch die Wasserschäden, hielt sie buchstäblich nur noch der Dreck zusammen. Nach der schreinerischen Überarbeitung und stellenweiser Rekonstruktion wurden die Rahmenteile und Obertasten nachgebeizt und alles anschließend mit neuem Schellack versehen.

Ein schöner Rücken...

Im Bild links ist er noch nicht so schön. Einige Pedalstecher wurden durch Vierkantleisten ersetzt, ein grob und falsch geflickter Balg, Windkanäle welche keinen Wind mehr leiten etc. etc. etc....

Ganz anders im rechten Bild, welches kurz vor der Fertigstellung entstand. Stecher wieder rund, neuer Balg, gerichtete Kanäle, alles blitzt, funkelt und funktioniert auch noch.

ohne Worte!!

In ein paar Monaten entstand so aus einem Abwrack-Kandidaten (ohne Prämie) ein schönes und hochinteressantes Instrument.

Disposition:
I. Man:
Bourdon / Clarinette 16'
Cor Anglais / Flute 8'
Forte Bass / Diskant
Oktavkoppel Bass / Diskant
II. Man:
Dolce / Celeste 8'
Forte Bass / Diskant
Pedal:
Subbass 16' (permanent)
Grand Jeu
Manualkoppel
Kniehebel: Grand Jeu / Forte