Beim Koty startete nun das große Schaben. Mit Ziehklinge und
Stemmeisen wurden sämtliche Flächen nach und nach freigelegt.
Das ging mal gut (siehe voriges Bild) und mal weniger gut, wie hier
an der Fußleiste.
Manche Stellen wurden einfach überstrichen, ohne vorher das Furnier
zu ersetzen.
Am Klaviaturdeckel die Ziehklinge anzusetzen, kostete schon etwas
Überwindung.
Aber auch hier ließ sich die Fläche problemlos freilegen. Schwierig
wird noch der Umgang mit dem Firmenschild, denn dies war schon immer
schwarz.
Langsam füllte sich die Werkstatt mit abgeschabten Teilen.
Dann ging es an's "Eingemachte", der Korpus kam an die Reihe.
Ich begann an den Innenseiten, denn hier war aufgrund der wenig
stapazierten Flächen ein sehr gutes Ergebnis zu erwarten.
Außen und vorallem im Sockelbereich, zeigte das Gehäuse deutliche
Kampfspuren.
Vor dem Auftrag des scharzen Schellack, wurde das Gehäuse teilweise
zu stark geschliffen, sodass das Furnier an manchen Stellen "durch"
war.
Nach dem Freilegen der Front, konnte man auch hier wieder den
Pegelstand des Wasserschadens erkennen.
Nun begann die Abwaschaktion. Zuerst wird mit einem feinen
Schleifvlies Spiritus auf der Fläche verteilt und diese abgerieben.
Die so entstandene "Pampe" wird mit einem Tuch abgenommen und der
Vorgang so lange wiederholt ...
... bis das Tuch beim Abnehmen annähernd sauber bleibt.
So sah das Gehäuse nach dem Abschaben des Schellacks aus ...
... und so nach dem ersten Abwasch-Durchgang.
Das Abwaschen muss noch ein bis zweimal wiederholt werden, um die
Flächen wirklich sauber zu bekommen. Alles war hier noch schwarz ist,
sind Fremdteile (werden ersetzt).
Auf dem Foto sieht es zwar nicht so aus, aber sogar die schwer
gezeichnetet Rückwand aus Fichte, wird wieder schön werden.
Auf den Innenseiten kann man nun auch wieder die üblichen
Gehäuseschatten erkennen.
Wilhelm Rudolph, Giessen, Bj. ca. 1905
Gehäuse die 2te. Beim Rudolph ging es mit der abschließenden
Oberflächenbehandlung los.
Nach ein paar Durchgängen mit dem Schellack-Ballen, stellte sich
wieder Glanz auf den Flächen ein.
Zwischendurch lief die Reinigung der Eisenteile. Auch hier ist Glanz
das Ziel, bzw. der angenehme Nebeneffekt.
Mit den nun fertigen Teilen, konnte die Montage beginnen.
Die Schwierigkeit beim Zusammensetzen eines alten Gehäuses ist nicht,
dass alles gerade, senkrecht und rechtwinklig ist, ...
... sondern dass alle anderen Anbauteile (Klappen, Deckel, Blenden
etc.) wieder so passen wie vorher.
Das Linoleum auf den Tritten ist hart wie Stein, deshalb hat es sich
auch so gut gehalten. Es ist der Erstbelag!
Der Innenraum ist schon bereit für die neue Balganlage.
Bis auf ein paar Kleinigkeiten, sind die Gehäusearbeiten hier
abgeschlossen.
Die "neue" Balganlage, hat noch einen weiten Weg vor sich (liegt ganz
unten).
Man konnte mit dem Balg kaum Unterdruck aufbauen und er gab wirklich
grässliche Gräusche von sich.
Die Platten an sich sind solide gemacht, aber die aktuelle Bespannung
hat ihre Defizite.
Hier sieht man einen der Gründe für die Geräusche. Beim Verleimen
hatte sich eine Kartonfalte gelöst und immer über das Holz geschabt.
Die Balganalge wurde bis auf die "Grundmauern" zerlegt.
Die Trägerplatte konnte schon von ihren alten Beleimung befreit
werden.