Orgel- und
Harmoniumwerkstatt
Thomas Reilich
Offenbach:
Mannborg, Leipzig, Bj. ca. 1898
Im Oktober 2007 war es durch die Vermittlung von Kurt Fuchs gelungen dieses Pedal-Harmonium aus der Süd-Schweiz an einen Interessenten zu vermitteln. Aus welchem Grund auch immer wurde die Seriennummer fast bis zur Unkenntlichkeit geschwärzt. Dank der technischen Raffinesse des neuen Besitzers konnte sie jedoch entziffert werden - 3179. Somit wurde es um/vor 1898 produziert.
re: Nach dem Öffnen der Balgplatten wurde einiges klar. Das arbeitende Holz hatte größtenteils die aufgeleimten Lederbänder zur Abdichtung abgezogen.
Der Zustand des angelieferten Instrumentes war wenig erbaulich. Enorme Undichtigkeiten, ein falscher Motoranschluß und klemmende Mechaniken machten das Instrument nahezu unspielbar.
Der Balg musste ausgebaut und komplett Überarbeitet werden. Hier sieht man die Trägerplatte der Schöpfbälge von der Magazinseite. Sämtliche Leim- und Füllungsfugen wurden mit neuen Lederbändern beleimt. Dann wurden die beweglichen Platten neu scharniert, die Bälge neu bezogen, neue Schöpf- und Fangventile angebracht und neue Dichtungen aufgeleimt. Im Bild ist der neue Balg bereits wieder mit der Fundamentplatte verschraubt. Links (unter den Schöpfern) sieht man die Dichtung zum Anschluss der Pedallade.
re: Die Reinigung der Zungen übernahm der Ultraschall-reiniger. re: Nach dem Einbau des Balges und der Windvertei-lung erfolgte die Montage der Klaviaturen. Beide Manual-werke (I. und II. Man.) liegen hier oberhalb der Klaviatur.
Am Windkasten mussten derbe Schwundrisse ausgespant und auch sonst allerlei Defekte behoben werden.
li: Heckansicht. Nach dem Aufsetzen der beiden Manualwerke wurde die Mechanik reguliert.
oben: Hier widmete ich mich schon der Registermechanik. Neben der Reinigung erhielten alle Züge neue Filzführungen.
re: Zur Komplettierung des Gehäuses mussten einige Profilleisten ergänzt werden.
li: Mein Transit war gut gefüllt, als ich mich im Februar auf den Weg nach Offenbach machte. Die Motorkiste stammt übrigens nicht von mir!
oben: Dank guter Planung und perfekter Zusammenarbeit mit dem neuen Eigentümer musste das Instrument bei Anlieferung nicht noch weiter zerlegt werden.
Kurz nach der Fertigstellung erhielt ich dann folgende Mail (Auszug):
"Sehr geehrter Herr Reilich, nun nach gut einer Woche des Spielens, kann ich nur sagen, daß ich von dem Instrument und Ihrer Arbeit daran, hellauf begeistert bin und von den Tasten kaum noch loskomme."
Was will man mehr!!!
Hier noch die Disposition:
Prinzipal 4ft
Manual Coupler
Diapason 8ft Vox Celeste 8ft
Bourdon 16ft Gamba 8ft
I Forte Flute d'Amour 8ft
Pedal Bass 16ft Piano 8ft
Pedal Coupler Pedal Bass 8ft
English Horn 8ft II Forte
Viola 8ft Clarionet 16ft
Forte Manual Melodia 8ft
Oktave Coupler Flute 4ft